Stottern allgemein

Was ist Stottern?

Definition und Symptome des Stotterns

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, bei der nicht flüssig gesprochen werden kann. Das zeigt sich als Wiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen.

Dazu können sehr viele andere Symptome auftreten. Das Gesicht, der Kopf oder der Körper können sich mitbewegen. Manche stotternde Personen tauschen Wörter aus, stellen Sätze um oder benutzten Füllwörter, wie „ähm“. So können sie Stottersymptome umgehen. Einige stotternde Personen vermeiden auch bestimmte Situationen. Sie bestellen etwas anderes im Restaurant, weil sie wissen, dass sie das gewünschte Gericht nicht aussprechen können. Schüler melden sich eventuell ungern in der Schule oder Telefonate werden durch persönliche Absprachen ersetzt. Die meisten geben in Zusammenhang mit Stottern auch negative Emotionen an, wie Wut, Trauer, Angst, Scham oder Kontrollverlust.

Die Belastung des Stotterns kann entsprechend für den Einzelnen sehr hoch sein und sehr viele Lebensbereiche beeinflussen. Bei manchen Betroffenen kann sich daraus auch eine soziale Phobie entwickeln. Da sich das Stottern auf all diese Bereiche auswirkt, wird häufig auch von einer Kommunikationsstörung gesprochen.

Alle Symptome sind bei jeder Person sehr unterschiedlich. Das Stottern zeigt sich auch unterschiedlich stark – je nach Tagesform, Situation, Person oder Inhalt. Manche gehen sehr offen mit dem Stottern um, andere wollen es lieber verstecken. Das kann sehr belastend sein. Manchmal so belastend, dass das ganze Leben vom Stottern beeinflusst wird.

Besonderheiten bei Kindern

Viele Eltern hören: „Das Stottern verwächst sich, das ist nur Entwicklungsstottern“. Sie sollen abwarten. In manchen Fällen stimmt das auch. Aber bei vielen Kindern wird zu lange gewartet. Außerdem ist das Wort „Entwicklungsstottern“ veraltet und wird nicht mehr benutzt. Es suggeriert, alles sei in Ordnung, obwohl Abwarten möglicherweise eben gerade nicht der richtige Weg ist.

Man kann heute gut unterscheiden, wann ein Kind „normales“ unflüssiges Sprechen zeigt (auch „funktionale Unflüssigkeiten“ genannt, z. B. weil es gerade das Sprechen lernt), oder wann es „richtiges“ Stottern (heißt auch „stottertypische Unflüssigkeiten“) handelt.

Sie wollen wissen, ob ihr Kind stottertypische Unflüssigkeiten zeigt? Es gibt klare Kriterien anhand derer festgestellt werden kann, ob Unflüssigkeiten als stottertypisch angesehen werden. Diese können Sie im SLS sehr gut abfragen. Zusammenfassend kann gesagt werden, es handelt sich um stottertypische Unflüssigkeiten wenn:

  • Ihr Kind verspannt oder angestrengt ist (beim Hängenbleiben oder insgesamt beim Sprechen).
  • Blockierungen auftreten. Also wenn das Wort gar nicht rauskommen mag und steckenbleibt.
  • Ihr Kind das Gesicht, den Kopf oder den Körper mitbewegt.
  • Ihr Kind Situationen oder Sprachliches vermeidet, z.B. manche Wörter nicht sagen mag oder ein anderes benutzt, andere sprechen lässt, das Sprechen abbricht oder gar nicht sprechen möchte.

Es gibt auch Alarmglocken. Wenn Sie diese bei Ihrem Kind oder sich erkennen, dann lassen Sie sich beraten:

  • Ihr Kind leidet unter dem Stottern. Es wirkt genervt, gestört oder eingeschränkt durch das Stottern.
  • Sie leiden unter dem Stottern ihres Kindes. Sie fühlen sich unsicher, haben Angst oder sind sehr beunruhigt, weil ihr Kind stottert.
  • Das Stottern besteht seit mehr als 6 Monaten.
  • Die Symptome haben sich den letzten Wochen und Monaten stark verschlechtert. Sie merken, dass Ihr Kind plötzlich sehr oft hängen bleibt oder sehr stark hängen bleibt oder sich sehr anstrengen muss. Das war vor Kurzem noch nicht so stark ausgeprägt.

Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie das Sprechen von Fachpersonal genauer untersuchen oder melden Sie sich bei uns. Denn, Abwarten hilft nicht weiter. Ein früher Behandlungsbeginn kann Sprechfreude fördern und Vermeideverhalten verhindern und so zur erfolgreichen sozialen Interaktion der Kinder beitragen, die für eine altersgerechte Entwicklung unabdingbar ist.

Wenn Stottern vorliegt, hilft ein früher Start – umso früher eine Stottertherapie begonnen wird, umso leichter fällt es erfahrungsgemäß, das Stottern in den Griff zu bekommen. Deshalb beginnt unsere Therapie auch bereits mit Kindern ab 3 Jahren, da hier das Fenster der Sprachentwicklung am weitesten geöffnet ist.

Wir wollen, dass Ihr Kind frei und ohne Angst in allen Situationen sprechen kann.

Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in der Patientenleitlinie „Stottern und Poltern“ oder in den S3-Leitlinien „Redeflussstörungen“.


Symptome des Stotterns

Stottern zeichnet sich durch Kern- und Begleitsymptome aus. Die begleitenden Stottersymptome können hierbei auf sprachlicher, nichtsprachlicher und psychischer Ebene auftreten.

Kernsymptome

  • Wiederholungen von Lauten (a- a- aber), Silben (lau- lau- lau- laufen) und Wörtern (und und und)
  • Dehnungen von Lauten (aaaber)
  • Blockierungen der Artikulation, Atmung und Stimmgebung (————–aber)

Häufige Begleitsymptome

Sprachliche Ebene

  • Füllwörter (z. B. ähm, ja, äh) und Starter (flüssig gesprochene Silben, Wörter, Floskeln)
  • Erhöhtes Sprechtempo
  • Vermeideverhalten (Austausch von Wörtern, Satzumstellungen/-abbrüche, Umschreibungen

Nichtsprachliche Ebene

  • Motorik (physische Anspannung, mimische und ganzkörperliche Mitbewegungen)
  • Veränderung der Atem- und Stimmgebung
  • Vegetative Reaktionen wie Herzrasen und Schwitzen

Psychische Ebene

  • Sprechangst, innere Anspannung, Scham, Frustration, Selbstabwertung
  • Vermeiden bestimmter Situationen, Abbruch des Blickkontakts
  • Einschränkungen im sozialen Bereich; nicht selten bis hin zur Soziophopie

Quelle: In Anlehnung an Sandrieser & Schneider, 2008