Stottern allgemein

Ratgeber für Eltern und Betroffene

Wie unter Symptome beschrieben, ist der erste Schritt bei Kindern abzuklären, ob stottertypische oder funktionale Unflüssigkeiten vorliegen. Dies sollte immer von einer Fachperson, die sich mit Stottern gut auskennt, erfolgen.

Wenn Ihr Kind stottert, ist es völlig normal, dass Sie als Eltern vielleicht verunsichert sind, sich Druck machen oder sehr belastet fühlen. Das geht sehr vielen Eltern so. Deshalb ist es uns umso wichtiger zu betonen: Sie als Eltern haben keine Schuld am Stottern Ihres Kindes!

Aber natürlich können Sie Ihr Kind bewusst und gezielt durch bestimmte Verhaltensweisen unterstützen, so dass es mit viel Freude spricht und mit dem Stottern gut umgehen kann.


Schaffen Sie Sprechsituationen ohne Druck

Stellen Sie eine offene Sprechsituation (z. B. beim gemeinsamen Spiel) her, in der Ihr Kind entscheiden kann, ob es etwas sagen will oder nicht. Fordern Sie Ihr Kind nicht zum Sprechen auf. Überlassen Sie es ihrem Kind, wann es mit wem sprechen will. Reagieren Sie nur auf das „Was“, nicht darauf „wie“ Ihr Kind etwas sagt. Unterbrechen Sie Ihr Kind nicht. Ermutigen Sie es in seiner Sprechfreude.

Schaffen Sie Sprechsituationen ohne Druck

Schenken Sie Ihrem Kind Zeit

Versuchen Sie Ihrem Kind jeden Tag wenigstens einige Minuten Ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit zu schenken, so dass Ihr Kind spürt, dass Sie ihm geduldig und aufmerksam zuhören.

Schenken Sie Ihrem Kind Zeit

Vermeiden Sie Zeitdruck

Versuchen Sie Ihrem Kind Zeit für seine Äußerungen einzuräumen. Das ist im Alltag nicht immer leicht. Sollten Sie einmal keine Zeit haben, sagen Sie dies Ihrem Kind und versichern Sie ihm, dass Sie sich später die Zeit nehmen werden.

Vermeiden Sie Zeitdruck

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Stottern

Wenn Sie merken, dass Ihr Kind das eigene Stottern wahrzunehmen beginnt, sich darüber ärgert oder traurig ist, sollten Sie mit Ihrem Kind offen über das Stottern sprechen. Vermitteln Sie ihm, dass es in Ordnung ist, zu stottern, damit es für das Kind nicht zu einem peinlichen Tabuthema wird.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Stottern

Informieren Sie Verwandte, Erzieher und Freunde

Informieren Sie die Personen, mit denen Ihr Kind viel Kontakt hat, über das Stottern. Erklären Sie ihnen, welche Verhaltensweisen Ihrem Kind am meisten helfen. Sie selbst kennen Ihr Kind am besten und können beurteilen, was ihm das Sprechen erleichtert.

Informieren Sie Verwandte, Erzieher und Freunde

Quelle: Lutz, C. et al. (2010): Skript für die Eltern. In: Lutz, C. (2008): “Hamburger Workshop für Eltern stotternder Kinder (HAWESK)”. Ein Gruppenkonzept zur Änderung der elterlichen Einstellung zum Stottern ihrer Kinder. München: GRIN Verlag GmbH.


Umgang mit Stottern

Generell gilt: Stottern kann und sollte nicht ignoriert werden. Viele Menschen sind sich allerdings unsicher, wie man auf Stottern reagieren und mit stotternden Menschen umgehen soll. Oft geben sie gut gemeinte „Hilfestellungen“, wie z. B.:

  • Beenden der Wörter und Sätze
  • Abbruch des Blickkontakts
  • Ratschläge wie „sprich langsam“

Dies führt jedoch bei den meisten Stotternden zu vermehrter Anspannung, Wut, Unsicherheit oder Hilflosigkeit, was das Stottern verstärkt. Wenn ein Kind beispielsweise durch negative oder peinlich berührte Reaktionen auf sein Stottern zu der Überzeugung gelangt, dass sein Sprechen komisch und schwierig ist, baut es sprecherischen Druck auf. Es wird unsicher und verliert die Lust am Sprechen, was als Konsequenz zur Verstärkung des Stotterns und zum Vermeiden von sprecherisch schwierigen Situationen führen kann.

Auch das Tabuisieren des Stotterns wird von vielen Betroffenen als nachteilig empfunden. Oft ist es für beide Gesprächspartner hilfreich, wenn das Stottern thematisiert wird (bei einer entsprechenden Beziehung zueinander) und der Stotternde erklären kann, welches Verhalten er sich bezüglich seines Stotterns wünscht. Akzeptierende Zuhörerreaktionen auf das Stottern, wie Geduld, Verständnis zeigen, nicht auslachen, ausreden lassen und Aufrechterhaltung des Blickkontakts helfen oft schon, eine kommunikative Situation für beide Gesprächspartner angenehm zu gestalten.

Was zeichnet eine seriöse Stottertherapie aus?

Ziel ist es, eine auf die Bedürfnisse des Betroffenen zugeschnittene Therapie zu finden. Dabei sollten Therapien, welche Ihnen Symptomfreiheit in kürzester Zeit versprechen, äußerst kritisch betrachtet werden. Spontan eintretende, jedoch kurzfristige, Symptomfreiheit ist nicht ungewöhnlich, hat aber nichts mit „Heilung“ zu tun, sondern liegt in anderen Faktoren begründet.

Merkmale einer seriösen Stottertherapie sind: 

  • keine Heilungsversprechen
  • Arbeit nach einem nachgewiesen wirksamen Konzept
  • Begleiteter Übertrag des Gelernten in den Alltag, durch In-Vivo-Training
  • Einbezug der Eltern bzw. Angehörigen und Kontaktpersonen
  • Strukturierte Nachsorge
  • Kontinuierliche Erfolgskontrolle

Stottern und Logopädie

Die Logopädie behandelt alle Bereiche der Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Entsprechend auch das Stottern. Zu den Hauptarbeitsfeldern gehören neben der Diagnostik und der Therapie von Kommunikationsstörungen auch die Prävention und Beratung von Patienten und deren Angehörigen bzw. Kontaktpersonen.
Für den Bereich Stottern gibt es verschiedene Therapieansätze, die je nach Alter individuell ausgewählt werden. Es ist dabei wichtig, dass wirklich nach einem spezifischen Fachkonzept für Stottern gearbeitet wird und der Therapeut auf diesem Gebiet ausgewiesen ist (unspezifische Methoden sind nachgewiesener Maßen nicht wirksam).
Als wirksam ausgewiesene Methoden gelten:

  • Palin-Ansatz
  • Lidcombe-Programm
  • Stottermodifikation (z.B. KIDS oder Therapie nach van Riper)
  • Sprechrestrukturierung (z.B. weiches Sprechen)

Als unwirksam gelten Ansätze, wie:

  • Hypnose
  • Atemtherapie
  • Unspezifische logopädische Ansätze (z.B. nur Spielen, rhythmisches Sprechen oder Klopfen, Fingeracht)

In der Regel finden in den logopädischen Praxen 1x wöchentlich Behandlungen statt, da ein intensives Arbeiten aus organisatorischen Gründen häufig nicht möglich ist. Das führt leider oft dazu, dass viele Monate oder sogar Jahre benötigt werden, um manchmal auch nur kleine Therapieerfolge zu sehen.

Auch das Arbeiten in Gruppen ist leider in ambulanten Praxen oft nur schwer umsetzbar. Dabei gilt in der Fachwelt der Austausch und die Behandlung in Gruppen als effektiver gegenüber reinen Einzeltherapien.

Für welche Therapie sich jemand entscheidet, hängt natürlich von vielen Faktoren ab und ist immer individuell zu betrachten. Wenn Sie sich für eine intensive Therapie in der Gruppe nach dem Sprechrestrukturierungsansatz interessieren, melden Sie sich bei uns. Wir klären dann alles Weitere mit Ihnen im persönlichen Gespräch.

Haben Sie Fragen rund ums Thema Stottern oder zu unserem Therapiekonzept? – Setzen Sie sich im Rahmen unserer Sprechstunde mit unseren erfahrenen Sprechtherapeuten in Verbindung.